Wenn Sie eine dieser Fragen bejahen können, dann kann Ihnen dieser Artikel helfen die Ursache zu verstehen.
Ohne Licht gibt es keine scharfen Fotos!
Welche Unschärfe hätten Sie denn gerne?
Um das Problem unscharfer Fotos abzustellen ist es zunächst erforderlich die Ursache zu verstehen. Einfach eine andere Kamera zu kaufen, ist selten zielführend, denn mit der könnte das gleiche Problem auftreten.
Fehlfokussierungen kann man daran erkennen, dass irgendwo auf dem Bild scharfe Bereiche zu finden sind - nur nicht dort, wo sie sein sollten.
In diesem Fall hat die Kamera einfach auf den falschen Punkt fokussiert. Bei Kameras mit Mehrpunkt-Autofokus wurde das Motiv nicht richtig identifiziert. Hier hilft es auf den 1-Punkt-AF umzuschalten und ganz gezielt mit dem einen AF-Feld das Motiv anzuvisieren. Bei 1-Punkt-AF kann es auch zu Fehlfokussierung kommen, wenn sich das Motiv nicht in der Bildmitte befindet. Dann richtet man zuerst das Motiv in der Bildmitte aus, drückt den Auslöser halb durch, richtet die Kamera dann wie gewünscht aus und löst erst dann komplett aus. (Bei DSLRs mit offener Blende muß man dann aber darauf achten, dass die Entfernung gleich bleibt)
Bei schwachem Licht kann es sein, dass der Autofokus nicht mehr richtig arbeitet, da er einen gewissen Minimalkontrast benötigt. Dann hilft es kontrastreiche Stellen des Motivs anzupeilen oder mit einem Laserpointer zum Scharfstellen für mehr Licht zu sorgen. Eine Digitalkamera mit Autofoucs-Hilfslicht ist in solchen Fällen hilfreich.
Bei digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR) sind der Autofokussensor und der Bildsensor getrennte Systeme. Dadurch kann es passieren, dass bei ungenau justiertem AF-Sensor die Schärfeebene generell zu weit vorne oder zu weit hinten liegt. In diesem Fall muß die Kamera zum Hersteller-Service eingeschickt und justiert werden. Es kann bei DSLRs auch vorkommen das einzelne Objektive in der Fokuslage danebenliegen. Auch in diesem Fall kann meistens eine Abstimmung von Objektiv und Kamera beim Service Abhilfe schaffen.
Bewegungsunschärfe entsteht, wenn die Belichtungszeit zu lang ist um die Bewegung einzufrieren. Sie erkennt man daran, dass unbewegte Bereiche des Fotos oder des Motivs scharf sind und die bewegten verwischt.
Für sehr schnelle Bewegungen sind auch sehr kurze Belichtungszeiten notwendig. Um z.B. einen Vogel im Flug scharf abzubilden, sind durchaus 1/2000 sec oder weniger erforderlich. Und dafür benötigt man hauptsächlich sehr viel Licht.
Bewegungsunschärfe kann allerdings auch entstehen, wenn die Blitzsynchronzeit zu lang ist oder der Blitz auf Slow-Synchro einstellt wurde.
Bei Verwacklungsunschärfe ist das gesamte Foto unscharf, meistens sind Konturen doppelt abgebildet. Verwacklungsunschärfe entsteht durch die unwillkürlichen, minimalen Bewegungen des Fotografen.
Verwacklungen können wirksam durch den Einsatz eines Stativs und Auslösung mit Hilfe des Selbst- oder Fernauslösers verhindert werden. Nun will man natürlich nicht immer mit einem Stativ durch die Gegend laufen. Daher muß man dafür sorgen, dass die Belichtungszeit nicht 1/60 sec. überschreitet. Bei dieser Belichtungszeit ist in der Regel ein scharfes Foto möglich.
Bei starkem Tele - oberhalb von 100mm Brennweite - sind noch kürzere Belichtungszeiten erforderlich, da der Zoom auch die Verwacklungen vergrößert. Es gilt die Faustregel Belichungszeit = 1/Brennweite. Also bei 400mm Tele mindestens 1/400 sec. Diese Verwacklungen kann man sehr gut mit einem Bildstabilisator unterdrücken.
Hauptursache für unscharfe Fotos sind also meistens zu lange Belichtungszeiten. Also müssen wir dafür sorgen, dass sie kürzer ausfallen. Kontrollieren kann man die verwendete Belichtungszeit anhand der EXIF-Daten. Ein unbearbeitetes Foto trägt hier die Informationen über die Belichtungsparameter. Die EXIF-Daten können mit vielen Bildbearbeitungsprogrammen (z.B. FixFoto), Fotobrowsern (z.B. IrfanView) oder speziellen EXIF-Viewern kontrolliert werden.
Eine lange Auslöseverzögerung hat im übrigen mit der Unschärfe (zumindest direkt) nichts zu tun. Denn die Belichtungszeit ist unabhängig von der vorhergehenden Auslöseverzögerung. Allerdings geben manche Digitalkameras den Auslöser auch frei, wenn die Fokussierung noch nicht abgeschlossen ist. Oder die Auslöseverzögerung ist so lang, dass man in der Annahme, die Belichtung wäre bereits abgeschlossen, die Kamera zu früh wieder bewegt.
Es ist auch sinnlos eine Digitalkamera zu kaufen, die sehr kurze Verschlusszeiten ermöglicht. Denn unabhängig davon, ob die Kamera 1/1000, 1/2000 oder 1/5000 beherscht: man muß erstmal so viel Licht haben, dass die Digicam diese kurze Belichtungszeit überhaupt nutzen kann.
Für ein korrekt belichtetes Foto ist eine genau definierte Menge Licht erforderlich. Wieviel Licht benötigt wird, definiert sich durch die ISO-Empfindlichkeit. Ein höherer ISO-Wert bedeutet eine höhere Empfindlichkeit, es wird also weniger Licht benötigt. Früher musste man zum Wechsel der Empfindlichkeit den Film tauschen, heute kann man auf Knopdruck die Sensor-Empfindlichkeit ändern.
Wenn durch den ISO-Wert die benötigte Menge an Licht festgelegt wurde, dann sorgt die Kamera mit den Parametern Blende und Zeit dafür, dass genau diese Menge an Licht auf den Sensor bzw. Film fällt.
Die Blende wird für die Belichtung für eine bestimmte Zeitspanne freigegeben. Die Blende kann unterschiedlich weit geöffnet werden, so wie sich bei Lebewesen die Pupille an unterschiedliche Lichtverhältnisse anpasst. Bei wenig Licht wird die Blende weit geöffnet (kleine Blendenzahl, z.B. 2.8) und bei viel Licht wird sie stärker geschlossen (große Blendenzahl, z.B. 11). Die Blende hat einen Einfluss auf die Schärfentiefe, also welcher Bereich vor und hinter dem Fokuspunkt noch scharf abgebildet wird.
Die Zeit während der Verschluss die Blende frei gibt, ist die Belichtungszeit - auch Verschlusszeit genannt. Und das ist der Parameter, der entscheidend dafür ist, ob das Bild scharf wird.
Um kurze Belichtungszeiten zu erreichen, muß man die Blende möglichst weit öffnen und den ISO-Wert erhöhen.
Die maximale Öffnung der Blende ist ein durch das Objektiv vorgegebener Wert. Dieser ist auch meist am Objektiv eingraviert. f/2.8 - 1:2.8 - f2.8 sind gängige Bezeichnungen für eine Anfangsblende von 2.8. In den technischen Daten meiner Kameravorstellungen sind die maximale Blendenöffnung für Weitwinkel und Tele unter 'Lichtstärke' zu finden. Die Lichtstärke steigt nicht linear, sondern es gibt eine vorgegebene Blendenreihe (1 - 1.4 - 2 - 2.8 - 4 - 5.6 - 8 - 11 - 16 - 22 - 32), bei der der nächst kleinere Wert eine Verdopplung der Lichtmenge bedeutet.
Der Erhöhung des ISO-Wertes ist durch das Bildrauschen eine Grenze gesetzt. Da ein verrauschtes Foto nicht viel besser ist als ein verwackeltes, sollte man den ISO-Wert bewusst kontrollieren und die Auto-ISO-Einstellung deaktivieren. Gute Bildqualität erhält man mit ISO100. ISO200 oder noch höhere Werte sollte man nur verwenden, um zu lange Belichtungszeiten zu vermeiden.
Ist die Blende maximal geöffnet und der maximale ISO-Wert eingestellt und das Foto ist trotzdem verschwommen, dann war es einfach zu dunkel um ohne Stativ und Blitz zu fotografieren.
Für sehr schnelle Bewegungen braucht man sehr viel Licht. Am einfachsten ist hier der Einsatz eines leistungsstarken Blitzgeräts. Die Digitalkamera sollte dann einen Blitzschuh und am besten eine TTL-Blitzsteuerung mitbringen. Mit Ausnahme weniger High-End-Kompaktkameras, wird man hier nur im DSLR-Lager fündig.
Kann man die Aufgabenstellung nicht mit Blitz lösen, dann braucht man lichtstarke Objektive und rauscharme Sensoren. Dies bedeutet hohe Investitionen in eine DSLR-Ausrüstung. Im Prosumer-Bereich bekommt man auch Digitalkameras mit lichtstarken Objektiven, aber das Bildrauschen verhindert den Einsatz von höheren ISO-Werten als 200 bis 400. DLSRs sind auch noch gut mit ISO800 bis 1600 einsetzbar.
Manche Digitalkameras verwenden beim Blitzen eine feste Belichtungszeit - die sogenannte Blitzsynchronzeit - die länger als 1/60 sec. ist. Dann kann auch beim Blitzen Bewegungsunschärfe auftreten. Evt. kann man eine kürzere Blitzsynchronzeit in der Zeitautomatik, dem Motivprogramm Sport oder mit einer negativen Belichtungskorrektur erzwingen.
Zur Vermeidung von Verwacklungen muß man die Belichtungszeit nur bei bzw. oberhalb von 1/60 sec. halten. Da das Problem aber oft in Situationen auftritt, wo das Licht selbst für 1/60 sec nicht reicht - wie Partys, in normal beleuchteten Räumen, in der Dämmerung oder bei Nachtaufnahmen, hat man hier eine ähnliche Aufgabenstellung wie beim Vermeiden der Bewegungsunschärfe. Neben dem Blitzeinsatz - der bei kompakten Kameras aber nur wenige Meter reicht - ist auch hier wieder die Lösung Blende zu öffnen und ISO-Wert zu erhöhen. Zusätzlich sollte man die Kamera bewusst ruhig halten: idealerweise schaut man durch den Sucher, statt mit ausgestreckten Armen aufs Display. Beim Auslösen unterstützt man bei großen Kameras mit der einen Hand das Objektiv. Bei kleineren fast man die Digicam mit beiden Händen quasi zangenförmig mit Daumen und Zeigefinger und betätigt so den Auslöser.
Bei vielen Digicams hat man keine unmittelbare Kontrolle über die Blende und muß ein passendes Motivprogramm auswählen. Party, Sport oder Portrait sollten zu einer offenen Blende führen. Dann noch konsequent den Zoom in der äußersten Weitwinkel-Stellung lassen, da sich bei zunehmender Telestellung die Blende konstruktionsbedingt immer weiter schließt. (Ausnahmen sind teure, lichtstarke Zoom-Objektive für DSLRs und einige wenige Kompaktkameras).
Wenn man jetzt den ISO-Wert auf Auto oder die höchste Einstellung stellt, hat man alles getan, was die Hardware für kurze Belichtungszeiten hergibt. Leider steigt mit dem ISO-Wert auch das Rauschen, daher sollte man vorher austesten, bei welchem ISO-Wert man noch akzeptable Ergebnisse erhält.
Ein Bildstabilisator verhindert zwar ebenfalls das Verwackeln, aber im Schummerlicht einer Party bleibt die Belichtungszeit dann so gering, dass man dann unter Umständen Bewegungsunschärfe erhält. Die Ausschußqoute ist trotzdem geringer und Bewegungsunschärfe fällt nicht immer sofort negativ auf.
Beim Fotografieren mit starken Tele-Brennweiten braucht man deutlich kürzere Belichtungszeiten für scharfe Fotos. Bei 300 - 400mm KB-Brennweite ca. 1/150 - 1/200 sec. Diese erreicht man nur bei guten Lichtverhältnissen. Daher ist ein Bildstabilisator absolut sinnvoll um Verwacklungsunschärfe bei starkem Tele zu vermeiden. Hohe ISO-Werte senken die Belichtungszeit nur auf Kosten des Bildrauschens, was ebenfalls zu einem reduzierten Schärfeeindruck führt.
Nach diesen Kriterien sollte man eine Digitalkamera für kritische Lichtverhältnisse wie Partys, Konzerte, etc. aussuchen:
Wenn man sich nach diesen Kriterien die gängigen Design-Kameras anschaut, wird man feststellen das keine alles erfüllt und das die Unterschiede auch nicht sonderlich groß sind. Daher ist es extrem unwahrscheinlich, dass man mit einer anderen Kamera mit ähnlichen technischen Daten wesentlich bessere Fotos erhält. Und wenn der Bekannte schärfere Fotos unter gleichen Bedingungen erhält, dann erfüllt die Kamera die genannten Kriterien besser oder er befolgt die obigen Ratschläge besser und hält die Kamera ruhiger. Die zugrundeliegende Physik ist für alle Kameras die gleiche - ob analog oder digital - ob 10 Jahre oder 10 Tage alt.
Letztendlich muß man auch akzeptieren, dass manche Fotos einen hohen technischen Aufwand (externe Blitzgeräte, Stativ) erfordern oder halt unscharf werden. Unser Auge bzw. unser Gehirn passt sich an wechselnde Lichtverhältnisse sehr leicht an und wir empfinden eine Situation als ausreichend hell. Die Kamera - ob Digital oder Film - kann sich dem aber nur begrenzt anpassen.
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Stand: 18.02.2018